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1. Länderkunde von Deutschland (Wiederholungskurs), Verkehrskunde, Mathematische Erdkunde und Kartenkunde - S. 53

1912 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
Die deutschen Landschaften und Stämme. 53 Maschinen, Frankenthal Zucker, Pforzheim und Hanau sind durch ihre Edel- metallwaren bekannt; Mannheim ist der Endpunkt der Großschiffahrt auf dem Rhein — nur wenige Schiffe fahren bis Straßburg weiter — und daher der größte Stapelplatz des süddeutschen Handels, namentlich in Getreide, Petroleum und Kolonialwaren, Frankfurt ist einer der ersten Geldmärkte, Mainz der bedeutendste Weinmarkt Süddeutschlands. Sehr gewerbetätig sind auch die Frankenlande, namentlich das erfin- dungsreiche Nürnberg, dessen Spielwaren und Lebkuchen weltbekannt sind wie seine Bleistifte, seine Elektrizitätswerke und seine Maschinenfabriken, zu schweigen von der altberühmten, wunderbar mannigfaltigen Kleinindustrie der Stadt. Neben Nürnberg verdienen Erwähnung die Nadelfabriken Schwabachs, das Er- langer (Universität) und Kulmbacher Bier, die Spinn- und Webe-Jndustrie in Hof, Bayreuth und Bamberg, die Lichtenfelser Korbwaren, die Granit- industrie im Fichtelgebirg, die chemischen Fabriken von Schweinfurt und Höchst, die Schaumweinfabrikation der alten Bischofs- und Universitätsstadt Würzburg. In Schwaben ist die alte und höchst mannigfaltige gewerbliche Tätigkeit Haupt- sächlich an den Flußfaden des Neckars gebunden, dessen Wasserkräfte wie die seiner Nebenflüsse seit langem in Dienst genommen worden sind. Da folgen den Strom entlang oder in seiner Nähe aufeinander: die idyllische Landesuniversität Tübingen, Rottweil mit großer Pulverfabrik, Reutlingen mit Gerbereien und Eisenwaren, Göppingen mit Maschinenbau und Webereien, Geislingen mit seinen geschmack- vollen Christoflewaren und Eßlingen mit Lokomotivbau; Stuttgart ist der Haupt- platz für das süddeutsche Buchgewerbe; Cannstatt hat Bäder und Maschinen; Heil- bronn am Ende der Neckarschiffahrt versieht Württemberg mit Kolonialwaren und hat vielerlei Industrie; Aalen am Kocher ist der Mittelpunkt der württembergischen Eisengewinnung; Hall am gleichen Flusse und Heilbronn besitzen reiche Salzlager; Gmünd erzeugt Edelmetallwaren. Lothringen, die westliche Grenzmark des Reichs, mit der starken Festung Metz und vielen Schlachtorten (Welchen?) ist das wichtigste Eisenerzgebiet Mittel- europas als Fundstätte des Minetteeisens. Bevölkerung. In das Süd westdeutsche Landbecken teilen sich die Pfälzer, Alemannen oder Schwaben und die Mainfranken. Die Pfälzer, den Rhein- franken zugehörend, nehmen die nördliche Rheinebene bis Weißenburg und Karls- ruhe, die Alemannen oder Schwaben den Süden und den größten Teil des König- reichs Württemberg ein. Die Mainfranken endlich erfüllen hauptsächlich die drei fränkischen Kreise in Bayern. Das Südwestdeutsche Landbecken in der Geschichte. Der Rhein. Es ist ohne weiteres klar, daß ein mit so reichen Naturgaben bedachtes und von geistig so regsamen Volksstämmen bewohntes Gebiet bestimmt ist, eine große Rolle in der Geschichte und Kultur des deutschen Volkes zu spielen. In der Tat darf man den Rhein zu allen Zeiten einen Strom der Kultur nennen. Cäsar mit seinen Legionen trug zuerst die Leuchte der Geschichte in dieses Land. Römische Kolonisten rodeten die Wälder, pflanzten die Rebe und legten Städte an. Basel (Augusta Rauracorurn), Straßburg (Argentoraturn), Speyer (Noviornagus) und Mainz (Moguntiacurn) ebenso wie Köln (Colonia), Neuß (Novaesiurn) und Xanten (Castra vetera) führen auf römischen Ursprung zurück. Seit den Zeiten der Völkerwanderung ist der Rhein von Deutschen umwohnt, er ist „Deutschlands

2. Länderkunde von Deutschland (Wiederholungskurs), Verkehrskunde, Mathematische Erdkunde und Kartenkunde - S. 54

1912 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
54 Einzelgebiete. Strom, nicht Teutschlands Grenze" (Arndt), ja in der Glanzzeit deutscher Herrlichkeit im Mittelalter floß er, wie ein zeitgenössischer Geschichtschreiber sich ausdrückt, „mitten durch Deutschland". Die Rheinlande waren im Mittelalter der Hauptsitz deutscher Kultur und deutscher Kaiserherrlichkeit. Bei Mainz oder in Frankfurt wurden die Kaiser gewählt und zu Aachen gekrönt; die Rheinstraße entlang zogen sie über den Splügen nach Italien, um sich die römische Krone zu holen; in der alten Reichsstadt Speyer endlich fanden viele von ihnen ihre letzte Ruhestätte. Den Rhein entlang (des Reiches Psaffengasse) saßen die mächtigsten geistlichen Kurfürsten, die Erzbischöse von Mainz und Köln. In den rheinischen Städten feierte das Rittertum seine glänzendsten Feste, dichtete Gottfried von Straßburg fein glühendes Epos und sang Heinrich Frauenlob seine zarten Minnelieder. Längs der ver- kehrsbelebten Rheinstraße erblühten mächtige Reichsstädte mit einem selbstbewußten, gewerbe- und handelstätigen Bürgertum. Machtvoll trat der Rheinische Städtebund dem ungerechten Treiben der Ritter und Fürsten entgegen. Herrliche Dome, stolze Fürsten- schlösser und starke Waffenplätze entstanden; hier wurde die Buchdruckerkunst erfunden. Erst durch den politischen Zerfall Deutschlands im 30 jährigen Krieg und die Raubzüge Lud- wigs Xiv. ward der Rhein „Deutschlands Grenze", bis er mit der Wiederaufrichtung des Deutschen Reichs 1871 aufs neue „Deutschlands Strom" wurde. Tas Maingebiet (Franken) in der Geschichte. Den Main entlang bestanden jähr- hundertelang große geistliche Herrschaften, die Bistümer Bamberg und Würzburg; Bamberg hochverdient durch die Christianisierung flavischer Völkerschaften im O., Würz- bürg berühmt durch die Pflege der Wissenschaften und der christlichen Charitas. Am Main liegt auch Frankfurt, der alte Handelsmittelpunkt. — In dem verkehrsreichen Franken- land mit seinen zum Burgenbau einladenden Felsenhöhen fand das Rittertum einen nur zu günstigen Boden, und das gewalttätige Regiment desselben beförderte hauptfäch- lich die Erhebung der Bauern i. I. -1525. Neben der hohen Geistlichkeit und dem Adel tat sich auch das Bürgertum in den Reichsstädten Frankens rühmlich hervor, allen Städten der Welt voran im Nürnberg des sechzehnten Jahrhunderts, wo Bischer, Dürer, Kraft und Hans Sachs weithin Ruhm erlangten. In den Zeiten schwacher Kaiserherrschaft hatten auch die Frankenlande alle Leiden der politischen Verelendung Deutschlands zu tragen. Die Mainftraße entlang zogen im 30 jährigen Krieg die Heere Gustav Adolfs und zu Anfang des 19. Jahrhunderts die Truppen des korsischen Cäsars. Noch in der Mitte des vorigen Jahrhunderts galt die „Main- linie" sehr mit Unrecht als eine natürliche Scheidewand zwischen Nord- und Süd- deutschend. Das Mainland ist indes weit mehr eine „Brücke" zur Verbindung von Nord und Süd, und sein blühendes Berkehrsleben verdankt es vor allem diesem glück- lichen Umstand. Und welch glanzvolle fränkische Namen weist die Geschichte der deutschen Dichtkunst auf! Franken ist die Heimat des gedankenreichsten Sängers der höfischen Poesie, Wolframs von Eschenbach, und das Mainland schenkte uns Goethe. Im letzten Jahrhundert wurden hier Friedrich Rückert, Graf Platen und Jean Paul geboren. Schwaben in der Geschichte. Mit den Franken wetteifert in geschichtlicher Bedeutung der wackere Stamm der Schwaben. Nicht weniger als vier große Herrscherhäuser hat er dem deutschen Volk gegeben: die Staufer und die Welfen, die Hohenzollern und die Zäh- ringer. Dem stark ausgeprägten Freiheitssinn des Stamms ist die Entstehung der vielen freien Reichsstädte zuzuschreiben. Mit der Freiheitsliebe des Schwaben paart sich seine altbewährte Tapferkeit, die Uhland in der Schwäbischen Kunde treffend zeichnet. Die Schwaben galten als so wehrhaft und streitbar, daß sie die Vorfechter des Reichsheeres bildeten und das Vorrecht genossen, immer das Reichsbanner in den Kampf zu tragen, eine Ehre, die bis zu Anfang des vorigen Jahrhunderts bei Württemberg verblieben ist. Mit diesen echt männlichen Zügen vereinigt das schwäbische Volk jene wundersame

3. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 23

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Das Christentum und die Germanen. 23 Winnen. Man erzählte, er habe einst auf dem römischen Sklavenmarkt schöne germanische Knaben zum Verkauf ausgestellt gesehen; auf die Frage welchem Volke sie angehörten, antwortete man ihm, es seien Angeln; da sagte er: „Sie sollen Engel werden." Die Angelsachsen nahmen das Christentum mit großem Eifer an; bald zogen angelsächsische Missionare aus, um das Evangelium weiterzutragen. Willibrord predigte es den Friesen, welche von der Rheinmündung nach Osten wohnten und mit den Franken seit langer Zeit im Grenzkriege lebten. Noch bedeutender aber wirkte Winfried oder, wie ihn der Papst Bonifattus. später nannte, Bonifatius. Er stammte aus einem edlen Geschlecht in Wessex. Früh war er in ein Kloster eingetreten. Als er die Priesterweihe empfangen hatte, ging er zu den Friesen, um dort zu predigen. Nachdem er darauf ein erstes Mal in Rom geweilt und sich vom Papst selbst die Vollmacht hatte geben lassen, den Deutschen das Christentum zu bringen, wirkte er besonders in Hessen und Thüringen. Als ein gewaltiger Prediger, der die Gemüter entflammte und mit sich fortriß, als starke Persönlichkeit, die furchtlos der Gefahr entgegenging, unbeirrt ihr Ziel verfolgte, zugleich Ehrfurcht gebot und Liebe weckte, wurde er zum Apostel der Deutschen. Zu Geismar in Hessen fällte er eine dem Donar geweihte Eiche, ohne, wie die Heiden glaubten, von der Rache des Gottes ereilt zu werden. Ergründete Kirchen, stellte Geistliche an, baute Klöster, unter denen Fulda hervorragt. Vom Papste wurde er zum Erzbischof ernannt und erhielt seinen Sitz in Mainz; als solcher schuf er Bistümer, teilte ihnen ihre Sprengel zu und organisierte so, unterstützt von Pippin, die germanische Kirche. Er ist es auch gewesen, der die Bischöfe des Frankenreichs veranlaßte, sich zum Gehorsam gegen den Papst zu verpflichten; er hat dies für nötig erachtet, um zu verhindern, daß die fränkische Geistlichkeit von neuem in Verwilderung und weltliches Leben herabsänke. In seinem Alter lebte wieder die Sehnsucht in ihm auf, den Friesen das Evangelium zu predigen. Im Friesenlande ist er von einer heidnischen 754. Schar überfallen und, da er jede Gegenwehr verbot, getötet worden; feine Leiche liegt in Fulda begraben. § 23. Deutsche Bistümer und Klöster. So nahm das Christentum auf germanischem Boden zu. Bistümer hatten bereits in vielen der Bummer, alten Römerstädte bestanden, z. B. in Köln, Mainz und Trier, in Straßburg und Augsburg. Dazu traten nunmehr die von Bonifatius gegründeten Bistümer, z. B. Würzburg, Regensburg. Salzburg.

4. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 9

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Die Anfänge der Völkerwanderung. 9 Genaueres als' über den Götterglauben unsrer Vorfahren wissen wir über die Mythologie der nordischen Germanen, wie sie in der Edda zusammengefaßt ist. Dort nannte man den obersten Gott Odhin; er feiert in seiner Burg Walhalla fröhliche Gelage mit den erschlagenen Helden, welche die Walküren, die Schlachtjungfrauen, zu ihm emporgetragen haben. Seine Gemahlin heißt Frigg; neben ihr kannte man die liebreizende Göttin Freya. Man erzählte ferner von dem jugendlichen Balder, dem Frühlingsgott; wie die lange Winternacht jährlich gleichsam den Sommer besiegt, so wird Balder von seinem blinden Bruder Hödur erlegt, den Loki, der Gott des Bösen und der Lüge, dazu angestiftet hat. Lokis Tochter hieß Hel, die finstere Todesgöttin, in deren trübseliges Reich alle die hinabsteigen, welche nicht den Tod des Kriegers auf dem Schlachtfelde sterben. In einem letzten Kampfe, so glaubte man, würden die Götter den Riesen unterliegen und die Welt untergehen; aber aus dem furchtbaren Brande werde eine bessere Welt erstehen. Neben diesen Göttern kannten und verehrten- die Germanen noch die unendliche Menge der Elben (nord. Elfen), die in Haus und Feld, Wald und Heide hausen, der Nixen, die in den Fluten wohnen, der Zwerge, welche die Metallschätze des Erdbodens behüter>^ 2. Die Zeit der Völkerwanderung. Tie Anfänge der Völkerwanderung. § 8» In den römischen Grenzlanden waren römische Städte ent- Me standen, z. B. Köln, Mainz, Trier, das zeitweise die Residenz römischer Kaiser war und noch heute mächtige Ruinen römischer Bauten besitzt, sodann in den lanbe' Donauländern Augsburg, Regensburg, Salzburg, Wien. Es hatte sich an Rhein und Donau römisches Leben und römische Kultur angesiedelt; n. a. waren auch die ersten Weinreben am Rhein gepflanzt worden. Mit den Germanen trat man in Handelsverkehr. Man kaufte von ihnen Pelze, Gänsefedern, Haare, mit denen sich römische Frauen schmückten, und Bernstein, der seit alters von der Nord- und Ostseeküste nach Südeuropa gebracht wurde: dafür erhandelten die Germanen Schmucksachen, Waffen und Wein. Allmählich kam es immer häufiger vor, daß Germanen einzeln oder in Friedliche Haufen über die Grenze wanderten. Je mehr die Bevölkerung wuchs, destotnun^ mehr fehlte es ihnen an Ackerland; die Landnot der Germanen ist eine

5. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 49

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Der erste Kreuzzug 1096—1099. 49 Auch das geistige Leben regte sich stärker. Neben den lateinischen Bildung. Prosawerken entstanden bereits deutsche Heldenlieder. Die wundervollsten Denkmäler jener Zeit aber sind die herrlichen Kirchen, die am Rheine und anderswo im romanischen Stil oder Rundbogenstil aufgerichtet wurden, vor allen anderen die Dome zu Mainz, Speier und Worms (s. § 71). Der erste Kreuzzug. 1096 — 1099. § 52. Der erste Kreuzzug. In der Zeit, als der erste der großen Kämpfe zwischen Kaisertum und Papsttum ausgefochteu wurde, entstand die tiefe religiöse Erregung der christlichen Völker des Abendlandes, welche zum ersten Kreuzzug führte. Von jeher waren Wallfahrten nach dem heiligen Vorgeschichte Lande, um an Christi Grabe zu beten und seine Sünden zu büßen, in Kreuzzüge, der Christenheit Brauch gewesen; sie hatten auch unter der Herrschaft der Araber, die seit dem siebenten Jahrhundert im Besitze Palästinas waren, fortgedauert, ohne daß die Pilger wesentlich belästigt worden wären. Aber seit die seldschu(fischen Türken Palästina erobert hatten, wurde es anders, und die Christen hatten Mißhandlungen und Grausamkeiten zu erdulden. Unter diesen Umständen regte sich der Gedanke, durch eine gemeinsame kriegerische Unternehmung die heiligen Stätten zu befreien. Der ritterliche, kampflustige Adel, der das Abendland erfüllte, von der religiösschwärmerischen Stimmung der Zeit ergriffen, zugleich nach abenteuerlichen, beutereichen Fahrten in weite Ferne verlangend, nahm die Anregung mit Begeisterung auf. Die Päpste aber förderten den Plan, weil er eine ungeheure Erhöhung der kirchlichen Macht versprach. 1095 berief Urban Ii. ein Konzil nach der Stadt Clermont im mittleren Frank-Konzil von reich. Dort versetzte sein Wort die Menge in solche Erregung, daß sich etermont Tausende mit dem Ausruf „Gott will es" das Kreuz aufhefteten und sich dadurch zur Teilnahme an dem Zuge verpflichteten. Feurige Prediger trugen die Begeisterung weiter, unter ihnen der Einsiedler Peter von Amiens, von dem die Sage erzählte, ihm sei im heiligen Lande Christus erschienen und habe ihm den Auftrag gegeben, den Befehl zur Befreiung des heiligen Landes dem Papste zu überbringen. Die ersten ungeordneten Scharen freilich, die unter Peter von Amiens und dem Ritter Walter von Habenichts nach Osten zogen und zum großen Teil aus Gesindel jeder Art bestanden, erreichten nicht einmal das Ziel ihrer Fahrt; wer nicht auf dem Marsche das Leben einbüßte, verlor es unter den Schwertern der Türken in Kleinasien. Dann Der erste aber zogen im Frühjahr 1096 auf verschiedenen Wegen wohlgerüstete Ritterheere dem zum Versammlungsort bestimmten Konstantinopel zu; kein König Neubauer, Geschichtl. Lehrbuch. B. Hi. 6. Aufl. 4

6. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 70

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
70 Die deutsche Kaiserzett 919 — 1250. Dort erhob sich in manchen niederdeutschen Städten der Roland, das Bild eines geharnischten Ritters, ein Sinnbild städtischer Freiheiten. Ein besonderer Schmuck waren die Kirchen. Wie die Bürger der alten hellenischen Städte ihren Ruhm darin gesucht hatten, ihren Göttern prächtige Tempel zu bauen und mit schönen, kunstreich gearbeiteten Weihgeschenken auszuschmücken, so errichteten unsere Vorfahren zu Gottes Lobe aber auch zur eigenen Ehre wundervolle Dome; und eine Ehrenpflicht der reichen Geschlechter war es, das Ihre zur Verschönerung der Kirchen zu tun und Fenster und Altäre zu stiften. § 71. Die deutsche Baukunst. Die ersten steinernen Kirchenbauten in deutschen Landen stammen aus der Zeit Karls des Großen. Das Aachener Münster ist in seiner ursprünglichen Gestalt ein achteckiger Kuppelbau. Es ist nach dem Vorbilde des byzantinischen Stils errichtet, der sich in Byzanz seit den Zeiten der Völkerwanderung ausgebildet hatte; dessen glänzendste Schöpfung ist die gewaltige, weiträumige Kuppelkirche der Hagia Sophia, d. h. der heiligen Weisheit, zu Konstantinopel, die jetzt Moschee ist. Der roma- Vom zehnten bis zum dreizehnten Jahrhundert herrschte in Deutschland R e H der romanische Stil. Ihrem Grundriß nach ist die romanische Kirche ein Längsbau. An beiden Seiten des von West nach Ost gerichteten Mittelschiffs liegen ein oder zwei Seitenschiffe. An dem östlichen Ende schließen sich ein Querschiff und der erhöhte Chor an, der für die Geistlichkeit bestimmt ist; nach Westen zu befindet sich ein zweiter Chor, oder es erhebt sich eine Fassade mit zwei Türmen und dem Hauptportale. Die Decke ist anfangs flach und ruht auf Rundbogen, die von Säulen oder Pfeilern getragen werden; später wendet man das Kreuzgewölbe an, das von starken, durch Strebepfeiler gestützten Pfeilern getragen wird. Das Mittelschiff ist höher als die Seitenschiffe. Mit ihren Türmen und Kuppeln, hohen Fenstern und statuengeschmückten Portalen, den Arkaden und Gesimsen machen diese Kirchen einen zugleich erhabenen und malerischen Eindruck. Die gewaltigsten Bauten des romanischen Stils sind die Dome von Mainz, Speier und Worms; dem romanischen Übergangsstile, der noch reichere Formen zeigt, gehören die Dome von Bamberg und Naumburg an. Derwische Vom dreizehnten bis zum fünfzehnten Jahrhundert herrscht der mi gotische oder Spitzbogenstil. Dieser Stil ist in Nordfrankreich zuerst ausgebildet und von dort übernommen worden. Der Grundriß weist meist die Gestalt eines Kreuzes auf, wie bei vielen romanischen Kirchen. Aber

7. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 71

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Deutschland im dreizehnten Jahrhundert. 71 hier werden von den mächtigen, reichgegliederten Pfeilern Spitzbogen getragen. Die Gewölbe werden allmählich immer künstlicher gebildet. Die hochragenden Fenster sind mit bunten Malereien geschmückt; über dem Hauptportal findet sich gern ein großes Radfenster, die Rose genannt. Ein außerordentlicher Reichtum der Dekoration zeichnet diese Bauten aus: mit zahllosen Säulchen, Statuen, Strebepfeilern und Strebebögen sind sie geschmückt. Zu den großartigsten Denkmälern des gotischen Stils zählen der Dom zu Köln, das Straßburger Münster, der Freiburger und der Ulmer Dom.

8. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 181

1911 - Erfurt : Keyser
— 181 — nutzt, teils als Ruinen ba.1) — Das vor Jahrhunderten berühmte Erfurt war zu einer bescheibenen Mittelstabt herabgesunken. (Nach Dr. Alfreb Overmann n. a.) 63. Schiller in Erfurt. Zugult und September 1791. 1. Aufenthalt in Erfurt: Schon zu Ansang 1791(31. Dez. 1790 bis 11. Jan. 1791) hatte Schiller mit seiner Gemahlin von Jena aus für kurze Zeit in Erfurt geweilt. Leiber knüpften sich für den Dichter an biesen Besuch sehr trübe Erinnerungen, ba ihn ein heftiges Katarrhfieber zwang, für einige Zeit Bett und Zimmer zu hüten. Doch suchten ihm seine Erfurter Frennbe die Lei-benszeit so erträglich wie möglich zu machen, und auch der Koab-jutor Karl Theobor v. Dalberg besuchte ihn mehrmals. Rückkehr nach Jena: Bereits am 11. Januar kehrte Schiller nach Jena zurück, die Tage bebauernb, die er in Erfurt durch feine Krankheit verloren hatte. Gegen Frau v. Stein, die innigen Anteil an feinem Leiben nahm, hat er sich später bcchin geäußert, daß er bei dem Anfall geglaubt Hätte, sterben zu müssen. Die Kräfte stellten sich nur langsam wieber ein, ja, es fehlte sogar nicht an Rückfällen. Schon acht Tage nach feiner Rückkehr erkrankte Schiller von neuem, und ein starkes Fieber entkräftete ihn so, daß die geringste körperliche Anstrengung ihm eine Ohnmacht zuzog. Doch gelang es der liebevollen Pflege seiner Gattin und den sorgsamen Bemühungen zweier Aerzte, das Gespenst des Knochenmannes abermals zu bannen, und mit der erneuten Lebenslust erwachte in Schiller auch von neuem der Wunsch, sür zwei bis brei Monate zu seinen Frennben nach Erfurt zurückzukehren. Vorbereitungen für den 2. Aufenthalt: Er beauftragte darum unterm 21. Mai brieflich den Professor Dominikus, ihm eine passenbe Wohnung von einigen Zimmern und etwa 3 Kammern in einem Privathause zu besorgen, weil ihm ein so langer Ausenthalt im Gasthofe zu teuer käme. Doch bürste das Logis nicht zu weit von der Hofstatt (b. i. der Statthalterei, dem heutigen Re-gieruugsgebäube) entfernt liegen. Als Mietspreis bestimmte Schiller monatlich 7—8 Taler; im ganzen wollte er, wenn er brei Monate bliebe, bafür 4—5 Louisbor (Golbstück = 20 Frank) anlegen. Abermaliger Aufenthalt: Zunächst freilich nutzte Schiller nach Karlsbab zur Kur, so batz er erst im August mit seiner Gemahlin zur Nachkur in Erfurt eintreffen konnte. Beibe haben dann i) Heute ftnb von diesen nur noch die Aegidienkirche und die Türme bet Bartholomäus- (Anger), der Johannis- (Johannesstraße), Nikolai- (Augustiner* strafte', Georgs- (Geotqsgctffe) und Paulskirche (T'aulstraße) vorhanden.

9. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 149

1911 - Erfurt : Keyser
45. Das liutherdenkmal. Aufbau: Am unteren Ende des Angers erhebt sich, beschäl lei von hohen Bäumen, vor der Kaufmannskirche ein einfaches und doch wuchtiges Standbild. Auf einem hohen Granitsockel steht da in Er; gegossen ein Mann, angetan mit dem fälligen Predigergewand, in den Händen die Bibel hallend, den Blick des ernsten Antlitzes fromm gegen den Himmel gewandt. Das muß ein wichtiger, bedeutender Mann gewesen sein, dem sie da aus dem hohen Cs teilt ein Gedächtnis bild errichtet haben, wirst du bei dir denken, wenn du das Denkmal zu Gesicht bekommst! Mit Andacht wirst du die Schrift entziffern, die in den Sockel eingegraben ist und also lautet: „Dr. Marlin Luther, ^zch werde nicht sterben, sondern leben und des Herrn Worl verkündigen. Psalm 118, 17." — Schauer der Ehrfurcht ergreifen dich. Das also ist das' Bildnis des teuren Gottesmannes Luther, dem die evangelische Christenheit, insonderheit das deutsche Volk, so manches heilige Gut zu danken hat. Deutung: Mit Recht hat man nach dem Modell des kunst- fertigen Meisters Fritz Schaper das Bild in Erz gießen lassen und aus den Sockel von Granil gehoben. Denn lauter und rein wie Er; war Dr. Luthers Geist und Gesinnung allewege und dabei fest, trutzig und hart wie Granitstein, immer bereit, den Kampf in Glaubenssachen gegen alle Unterdrückung kühnen Mutes zu bestehen. Wie aber Erz in klaren, glockenhellen Tönen zu erklingen vermag, so konnte auch des tapferen Mannes Herz überfließen in heiliger Andacht. Sang er uns denn nicht so manches hohe Lied von der Gottesburg, fo manches frohe Danklied von unseres Gottes Güte? Daß er hier am Denkmal die Bibel so sesl in den Händen hält, Hat ebenfalls feine gnle Bedeutung. Verdanken wir ihm doch die Übersetzung des heiligen Buches in unsere gute deutsche Muttersprache, so daß es uns beim Lesen desselben zu Mute ist, als ob Moses und die alten Propheten und Könige und auch die Evangelisten ihre Worte und Lieder in kerniger, deutscher Sprache geschrieben und gedichtet hätten. Bildschmuck: Dieser Mann hat aber sür Erfurt noch ganz besondere Wichtigkeit, wie die erhabenen Bildwerke an den Seiten und ant Rücken des Sockels zu erzählen wissen. So sieht man auf dem einen Bilde Luther als fröhlichen, die Lanle spielenden Jüngling im Kreise seiner Genossen; hier in Erfurt hat er ja einst an der Universität studiert. Hier trat er auch, von Gewissensangst getrieben, ins Augustinern ostet ein; den Abschied von seinen Freunden stellt uns ein weiteres Bild dar, neben welchem ein anderes zu sehen ist, auf dem der Ordensvikar Staupitz den jungen, niedergeschlagenen Klosterbruder Luther zu trösten und aufzurichten versucht. Aus dem dritten Bilde ist der festliche Empfang Luthers durch die Universitätsbehörden und die Bürgerschaft Erfurts ge-

10. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 150

1911 - Erfurt : Keyser
— 150 - schildert, da der tapfere Streiter Gottes im Jahre 1521 auf der Reife nach Worms begriffen war, wo er sich wegen seiner Schriften und Lehren vor Kaiser und Reich verantworten sollte. Man erkennt, wie ihn die Professoren der Universität, allen voran der Rektor Crotus Rubianus mit seiner Amiskette und der Dichter Eobanus Hessus, mit Verehrung begrüßen, wie sich hinten das Volk herzudräugt, um das bleiche, kühne Angustinermcnchlein zu sehen, das Papst und Kaiser Trotz bieten und Widerspruch leisten will. — Umgebung: Man hat den Ort für das Denkmal mit gutem Bedacht im Norden des belebtesten Platzes der Stadt vor der altersgrauen Kaufmanns-Kirche gewählt, deren schöne Türme sich im Hintergründe erbeben. So steht das Denkmal da in der Nähe ehrwürdiger Kirchenmauern, ihm zur Seite srisches, lebendiges Grün der Bäume und Sträucher, und rings herum eilt der geschäftige Verkehr. Ta schreitet der Wandersmann vorbei, sieht mit Ehrerbietung zu dem ehernen Manne empor und wandert weiter der unbekannten Ferne zu. Der Bauer, welcher zum Markte hereinfährt, wirft dem Standbilde einen grüßenden Blick zu, und fast jeder Vorübergehende nimmt sich ein Weilchen Zeit, das Denkmal zu betrachten. Und auch du, lieber Leser, verweile ein wenig, wenn dich der Weg vorbeiführt, und denke des wackeren Mannes Luther in Treue, gedenke deiner Väter, die für ihn begeistert waren, die sür den Glauben an dieses Mannes lautere Lehren einst gelebt und gelitten haben. K. Lürtzing. 4-ö. Dr. Faust in Erfurt. (Eine Sage.) Zu Anfang des 16. Jahrhunderts, ungefähr bis zum Jahre 1520, hat dieser berübmte und zugleich berüchtigte Mann, der aus Knittlingen in Schwaben stammte, in Ersnrt gelebt. Er wohnte in der Michelsgasse neben dem großen Kollegium und las als ein gelehrter Professor im großen Hörsaale der Universität über griechische Dichter. Namentlich erklärte er seinen Zuhörern, den Studenten, den Homer und beschrieb ihnen die Heldengestalten der unsterblichen Gedichte Ilias und Odyssee so lebendig, daß das Verlangen rege wurde, dieselben mit Augen zu erschauen. Als einem Meister der Magie (Zauberkunst), die in jener Zeit als „dunkle Philosophie" (Weltweisheit) selbst auf deutschen Hochschulen gelehrt wurde, war es dem in allen damals bekannten Künsten der Physik bewanderten Faust leicht möglich, den Studenten die Schattenbilder griechischer Helden leibhaftig vor Augen zu stellen. Zuletzt ließ er den greulichen Riesen Polyphem auftreten, vor dessen über* gewaltiger Erscheinung die ganze Zuhörerschaft bebte ls. Rathausbild).
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